Darmgesundheit: Interview mit Dr. med. Martin Geyer

Geschrieben von Dr. Philipp Wyss am 4. Juni 2024

Alternativmedizin | Ernährung | Gesundheitstipps

Darmgesundheit im Fokus: Die Basis für ein gesundes Leben

Wie wichtig es ist, dass wir unseren Darm pflegen und ihm Sorge tragen, realisieren wir meistens erst, wenn er nicht mehr ganz im Takt ist. Blähungen, Durchfall oder Verstopfung sind bei einmaligem Auftreten nicht beunruhigend – anders verhält es sich, wenn dies regelmässig der Fall sein sollte.

Dr. med. Martin Geyer, Facharzt FMH für Gastroenterologie und Allgemeine Innere Medizin

Im Gespräch mit Dr. Philipp Wyss

Die Darmgesundheit beschäftigt uns als Apotheke Wyss tagtäglich – sei es durch das Ausführen von Rezepten des Gastroenterologen oder in der aktiven Beratung zu diversen Themen in Bezug auf die Verdauung und Darmbeschwerden. Schliesslich ist das Wunderwerk Darm massgebend für unser Wohlbefinden. Durch die berufliche Vernetzung im Raum Baden-Wettingen kamen wir mit Herrn Martin Geyer, Facharzt FMH für Gastroenterologie und Allgemeine Innere Medizin, ins Gespräch.

 

Herr Geyer, was ist der häufigste Grund, weshalb die Kunden zu Ihnen in die Praxis kommen?

«Wir sind eine magen-darmärztliche Gruppenpraxis. Wir klären Magendarmbeschwerden aller Art ab. Viele Patienten kommen zu uns zur Magen- und Dickdarmspiegelung. Letzteres meist aus Vorsorgegründen (empfohlen ab Alter 50, wenn keine Darmkrebs-Familiengeschichte vorliegt). Oft bestehen auch Reizdarmbeschwerden. Hier geht es darum sauber abzuklären und dann auch aufzuklären, wie man mit diesen Symptomen am besten umgeht.»

 

Wir lesen oder hören oft, dass wir uns ballaststoffreich ernähren sollten. Was sind Ballaststoffe und wo finden wir diese in der Nahrung?

«Ballaststoffe sind Kohlenhydrate, die in pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen und vom menschlichen Körper nicht vollständig verdaut werden können. Sie passieren den Darm grösstenteils unverändert. Ballaststoffe sind wichtig für die Verdauung und haben viele gesundheitliche Vorteile, darunter die Förderung der Darmgesundheit. Sie kommen in Lebensmitteln wie Vollkornprodukten, Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Nüssen und Samen vor.»

 

Wie kam es dazu, dass Sie das Yeah!con-Müseli kreiert haben?

«Ich habe 2004 in Basel am Universitätsspital an einer Substanz namens Yacon geforscht, die mir zuvor nicht bekannt war und ein Entwicklungshelfer mir aus Peru mitbrachte. Ich konnte damals aufzeigen, dass diese Substanz neben guten Eigenschaften wie präbiotische Wirkung die Darmdurchlaufzeit (Transitzeit) beschleunigt. Gerade in der westlichen Welt ist ja Verstopfung ein häufiges Problem. 30-50% der Menschen leiden darunter, mindestens gelegentlich. Ich bekam auch später immer wieder Anschriften bezüglich dieser Substanz. Ich dachte mir, eigentlich müsste man Yacon in ein Müesli reintun. Die grossen Müesli-Hersteller hatten kein Interesse an meiner Begeisterung und Forschung. Vor etwas mehr als 2 Jahren dachte ich: «mach es doch selbst». Von früher kannte ich den Wendepunkt, so kam es dann zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit. Sie übernehmen die Verpackung unserer Müeslis.»

 

Wie kamen Sie zum Inhaltsstoff ‘Yacon-Sirup’? Goji- und Aroniabeeren haben die meisten von uns schon einmal gehört – Yacon ist für uns eher neu, nicht wahr?

«Ja, das ist so. Eine Zeit lang konnte man Yacon-Sirup im Coop kaufen. Da die Substanz aber wenig bekannt ist vor allem auch, was die gesundheitsfördernden Eigenschaften betrifft, wurde Yacon wahrscheinlich zu wenig gekauft und ist seit einiger Zeit nicht mehr im Sortiment.

Die ersten Müesli-Backversuche waren noch ohne die Beeren. Offen gesagt kam die Idee von einem lieben Bekannten aus dem Wendepunkt, der mir Goji- und Aronja-Beeren als gesunde Farbtupfer für mein Müesli vorschlug. Am Anfang war das Müesli quasi nur eine beige Masse. Mit den Beeren präsentiert es sich viel besser und ist erst noch gesünder!»

 

Wie haben Sie sich für die weiteren Zutaten entschieden?

«Ich habe es ja schon erwähnt, es war Beihilfe durch jemanden vom Wendepunkt. Dann haben mich die Farben der Beeren überzeugt sowie die positiven Eigenschaften:

Aronia-Beeren sind reich an Antioxidantien wie Anthocyanen, Flavonoiden und Vitamin C. Diese Verbindungen können helfen, freie Radikale im Körper zu bekämpfen und Entzündungen zu reduzieren. Zudem enthalten die Beeren ebenfalls Ballaststoffe, die die Verdauung fördern und zur Gesundheit des Darmmikrobioms beitragen. Zusätzlich enthalten die Beeren auch Mineralstoffe wie Kalium und Mangan.

Gojibeeren sind ebenfalls reich an Antioxidantien wie Vitamin C, Zeaxanthin und Beta-Carotin. Diese Antioxidantien können dazu beitragen, Zellschäden durch freie Radikale zu reduzieren. Zudem sind in Goji-Beeren Vitamin A, Vitamin C, Eisen und Zink enthalten, die förderlich sind für das Immunsystem, die Hautgesundheit und den Stoffwechsel.»

Was empfehlen Sie uns des Weiteren für eine gesunde Ernährung, zur Pflege unseres Darmmicrobioms?

«Das sind zum einen ballaststoffreiche Nahrungsmittel, welche das Wachstum gesunder Darmbakterien fördern.

Weiter sind es probiotische Lebensmittel. Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die die Gesundheit des Darmmikrobioms fördern können. Joghurt, Kimchi, Kefir und fermentierte Milchprodukte enthalten natürliche Probiotika.

Dann sind da noch die präbiotischen Lebensmittel, wozu auch Yacon gehört. Präbiotika sind nicht verdauliche Nahrungsfasern, die das Wachstum und die Aktivität von nützlichen Bakterien im Darm fördern. Zu den präbiotischen Lebensmitteln gehören Lauch, Chicorée, Artischocken und Bananen.

Nicht zu vergessen ist eine vielfältige Ernährung. Diese fördert die Vielfalt der Darmmikrobiota.

Weniger gut sind verarbeitete Lebensmittel. Verarbeitete Lebensmittel enthalten oft wenig Ballaststoffe und können viele Zusatzstoffe enthalten, die das Mikrobiom negativ beeinflussen können. Es ist besser, sich auf frische, unverarbeitete Lebensmittel zu konzentrieren.

Zudem ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr wichtig für die Gesundheit des Darmmikrobioms. Trinken Sie genug Wasser, um Ihren Körper gut hydriert zu halten.

Zu guter Letzt: Zucker begrenzen! Ein hoher Zuckerkonsum kann das Wachstum von unerwünschten Bakterien im Darm fördern.»

 

Was kommt als nächstes von Yeah!Con?

«Ich habe Freude, dass wir unlängst in der Zusammenarbeit mit Fabian Rimann, bekannter Chocolatier aus Wettingen, ein Müesli mit Kakao-Nibs lancieren konnten. Damit steht noch mehr Auswahl zur Verfügung und bald lancieren wir die Yeah!Con PowerBars auch in der Kollaboration mit Fabian Rimann. Also – uns gehen die Ideen noch nicht aus…😊»

Herr Geyer, herzlichen Dank für dieses spannende Interview und die lehrreichen Einblicke in Ihre geschätzte Arbeit. Es war ein absolutes Vergnügen, mit Ihnen zu sprechen.

Wir wünschen Ihnen allen viel Power im Alltag und ein gutes Bauchgefühl.

Ihr Apotheke Wyss Team

Literaturverzeichnis:

  • 1 Effect of Yacon (Smallanthus sonchifolius) on Colonic Transit Time in Healthy Volunteers M. Geyer et al. Digestion 2008;78:30–33.
  • 2 Yacon syrup: beneficial effects on obesity and insulin resistance in humans Susana. Genta et. al. Clin Nutr 2009 Apr;28(2):182-7.

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