Tinnitus – wenn das Leben Nebengeräusche hat

Geschrieben von Joana Lourenco am 22. Oktober 2024

Gesundheitstipps | Jugendliche | Senioren

Mit unserem Gehör nehmen wir unsere Umgebung wahr: es warnt vor nahenden Gefahren, lässt uns mit Genuss Musik hören oder ermöglicht uns ein anregendes Gespräch. Umso einschneidender ist die Situation, wenn das Gehör auch dann Geräusche wahrnimmt, wenn es für andere still ist.

Tinnitus: Das Phantomgeräusch im Ohr

Tinnitus wird auch als «Ohrensausen» bezeichnet und umschreibt das Symptom, wenn das Gehör Geräusche wahrnimmt, welche nicht durch äussere Schallquellen unmittelbar ausgelöst wurden. Aus diesem Grund wird manchmal auch die Bezeichnung «Phantomgeräusch» angewendet, da die Umwelt diese Töne in der Regel nicht hören kann, sondern sie nur von der jeweilig betroffenen Person wahrgenommen werden. Der Körper verursacht diese Geräusche selbst; sie haben keinen informellen Wert für den Hörenden. Typisch für diese Krankheit ist zudem, dass dieses «Ohrensausen» permanent über einen längeren Zeitraum anhält.

Akut oder chronisch? Die Facetten des Tinnitus

Dieses Symptom an sich ist nicht gefährlich oder ansteckend – es beeinträchtigt jedoch den Alltag von Tinnitus-Patienten stark. Unterschieden wird zum einen zwischen einem akuten (besteht seit maximal 3 Monaten) oder einem chronischen Tinnitus (besteht länger als 3 Monate). Zum anderen kennt man die beiden Varianten:

  • Subjektiver Tinnitus (der am häufigsten vorkommender Typus): wenn die Geräusche einzig von der betroffenen Person wahrgenommen werden
  • Objektive / pulsatile Tinnitus (tritt seltener auf): wenn die Geräusche durch verkrampfte Muskeln, Blutströmungen in Gefässen oder Gelenken in Nähe des Ohres herrühren. Diese können in solchen Fällen von anderen Personen ebenfalls wahrgenommen werden.

Tinnitus: Ein individuelles Klangbild

Die Ohrgeräusche an sich variieren je nach Person bezüglich Intensität und Charakter. Beschreiben die einen ein Sausen oder Klingeln, ist es für andere eher ein konstantes Pfeifen oder Brummen. Auch werden nicht immer beide Ohren in Mitleidenschaft gezogen.

Das unsichtbare Leiden

Welche Belastung diese Situation für jeden Einzelnen darstellt, lässt sich als nicht betroffene Person nur erahnen. Ein solches Störgeräusch im Ohr, jeden Tag und das konstant rund um die Uhr, kann enorm belastend sein. So berichten viele von Reizbarkeit, Konzentrationsstörungen und Schlafschwierigkeiten. Aber auch Kopfschmerzen, Schwindel und Verspannungen sind teilweise Begleiterscheinungen.

In einigen Fällen befindet sich der Patient in einem Teufelskreis: da Stress den Tinnitus verschlimmern kann, stresst das stärkere Geräusch zusätzlich und es braucht gute Unterstützung, um diese Situation erfolgreich meistern zu können.

Mögliche Ursachen von Tinnitus

  • Schwerhörigkeit durch zunehmendes Alter, vererbt oder eine erworbene Schwerhörigkeit können ein Störgeräusch verursachen

  • Lärmtrauma: durch eine zu hohe Lärmbelastung bei der Arbeit oder einem Konzert

  • Knalltrauma: durch einen Feuerwerkskörper oder einem Schuss in unmittelbarer Nähe

  • Verknöcherung im Gehör

  • Ohrenentzündungen

  • Trommelfelldefekt

  • Mangelnde Durchblutung des Innenohrs

  • Hörsturz: durch ein Erlebnis oder enormem Stress kann ein Hörsturz verursacht werden, welcher einen Tinnitus entwickeln lassen kann

  • Funktionsstörung der Halswirbelsäule, eventuell folglich auch mangelnde Durchblutung

  • Als Nebenwirkung von Morbus Menière (eine spezifische Schwindelerkrankung)

  • Schmerzen und Fehlfunktion der Kaumuskulatur / der Kiefergelenke resp. der Zähne können Tinnitus auslösen

  • Medikamentennebenwirkungen (beispielswiese spezifische Antibiotika)

Kopfhörer auf, Lautstärke runter: Das Gehör dankt es Ihnen

Wenn es um Lärm in unserem Leben geht, ist das A und O eine gute Prophylaxe. Der Gefahr einer Schädigung durch eine Überbelastung und folglich einer Schädigung des Gehörs kann in vielen Fällen gezielt entgegengewirkt werden.

Sobald das Gehör einem höheren Lärmpegel ausgesetzt wird (durch die Arbeit, ein Hobby oder Konzert), unbedingt einen effektiven Hörschutz verwenden.

Beim Tragen eines Kopfhörers zum Anhören von Musik oder eines Podcasts die Lautstärke auf ein Minimum herunterdrehen.

Therapiemöglichkeiten zur Linderung der Symptome

Durchblutungsfördernde Medikamente aus der Schulmedizin wie auch aus der Phytotherapie.

Auf ärztliche Verordnung können entzündungshemmende Medikamente eingesetzt werden.

Professioneller Support, um mit dieser Belastung im Alltag besser umgehen zu können.

Durch gezieltes Hinhören, zum Beispiel Musik, das Störgeräusch in den Hintergrund rücken lassen oder überhören.

Im Gegenzug soll man Stille möglichst meiden, da ansonsten das Geräusch mehr Raum einnimmt wie erwünscht.

Entspannungsübungen (zum Beispiel nach Jacobson), wodurch die Muskulatur des Schädels resp. die Kiefergelenke entspannt werden. Auch bei Schwindel als Ursache kann dies eine gewisse Linderung bieten.

Gehen Sie raus – in Gemeinschaft und unter verschiedensten Menschen lenken wir die Aufmerksamkeit auf andere Dinge.

Stress abbauen – in dem sie den Alltag neu gestalten oder einfach sich ab und zu eine Pause gönnen. Zusätzlich können gezielte Atemübungen stressmindernd wirken.

Die Behandlung von Tinnitus ist anspruchsvoll: Sie benötigt Zeit und viel Geduld. Doch jegliche Linderung ist ein Gewinn an Lebensqualität. Wir wünschen Ihnen schöne Geräusche in Ihrem Alltag – sei es beim Musikgenuss, in bereichernden Gesprächen oder bei begeisternden Aktivitäten in der Natur.

Ihre Gesundheit liegt uns am Herzen.
Ihr Apotheke Wyss Team

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