Medikamente gegen COVID-19
Geschrieben von Dr. Philipp Wyss am 8. Februar 2022
Wie weit sind Forschung und Entwicklung?
Die Ansteckungszahlen sind in den letzten Wochen, aufgrund der Untervariante Omicron, in die Höhe geschossen. Zum Glück zogen die Spitaleinweisungen zahlenmässig nicht ebenso stark mit. Doch was haben die Ärzte zur Hand, falls es zu einer Hospitalisierung kommt?
Kantonsspital Baden: Was braucht es für einen Covid-Patienten auf der IDIS?
Das IDIS Team Kantonsspitals Baden hat die Medikamente und das Material zusammengestellt, welches für die Behadlung eines Covid-19 Patienten pro Tag anfällt. Dabei entsteht auch viel Abfall. Für die Behandlung (24h) braucht es acht Mitarbeitende. Ein interdisziplinäres Team aus Pflegefachpersonen, Ärzten, Physiotherapeuten und Mitarbeitende aus der Hauswirtschaft.
Genauso wenig, wie es den «Standartpatienten» gibt, kann man nicht jeden Erkrankten identisch behandeln. Je nach Symptomen, bestehenden Erkrankungen und Alter werden Patienten unterschiedlich behandelt.
Verschärfte Medikamenten-Koordination
Das BAG hat per 1. Januar 2022 die Koordination von notwendigen Medikamenten, aufgrund der Omikron Präsenz, verschärft. Auf der Liste finden wir bekannte Namen von Schmerzmitteln wie auch Antibiotika oder Pilzmittel, da bei einem ungünstigen Verlauf von COVID-19 der Körper sich gegen weitere Infektionen nicht mehr selbst wehren kann.
Neu: Einsatz von «monoklonalen Antikörpertherapien»
Zum einen entscheidet die Ärztin oder der Arzt, ob eine klassische Symptombehandlung gewählt wird, mit einer gängigen Therapie wie Hustenmitteln, fiebersenkenden Substanzen und je nach Krankengeschichte auch eine Behandlung mit Asthmamitteln.
Auf der anderen Seite können bei einer bestätigten COVID-19-Erkrankung bei Patient*innen mit einem hohen Risiko für einen schweren Verlauf seit einigen Wochen «monoklonale Antikörpertherapien» zum Einsatz kommen. Die biotechnologisch hergestellten Antikörper sollen das Andocken der Viren an Zellen verhindern und so die Infektion eindämmen.
Die Behandlung muss in einem sehr frühen Stadium begonnen werden. Hat sich der Virus im Körper schon so ausgebreitet, dass die Entzündungsreaktionen überwiegen, wurde in Studien kein zusätzlicher Effekt auf den Verlauf gezeigt.
Neuzulassungen Swissmedic
Am 23. Dezember 2021 hat Swissmedic das Produkt «Ronapreve» zugelassen, am 14. Januar 2022 das Präparat «Xeduvy». Es gibt klare Richtlinien und Vorgaben, in welchen Fällen diese Produkte zum Einsatz kommen dürfen.
Schon etwas länger redet man über «Veklury» mit dem Wirkstoff «Remdesivir». Es ist ein antivirales Medikament, welches ursprünglich gegen Ebola-Infektionen entwickelt wurde. In einigen Studien konnte bei einzelnen Patienten bei Einnahme dieses Mittels die Krankheitsdauer um einige Tage verkürzt werden.
PSI Würenlingen: Nachhaltige Strukturanalysen
In der Schweiz ist «Remdesivir» aktuell nur mit einer befristeten Zulassung im Einsatz. Das Paul-Scherer-Institut (PSI) hat dank Strukturanalysen herausgefunden, dass ein Abbauprodukt von «Remdesivir» sich an jenes Protein von Sars-CoV-2 bindet, mit dem der Virus die Abwehrmechanismen in den Wirtszellen unterdrückt. Dieser Effekt könnte auch nachhaltig wichtig sein für die Entwicklung weiterer neuer Medikamente gegen COVID-19.
Länger anhaltende antivirale Wirkung
In den Medien wurden in den letzten Tagen auch öfters die Namen «Paxlovid» und «Ensovibep» erwähnt.
Das Medikament «Paxlovid» enthält 2 Wirkstoffe – die eine Substanz soll ein Enzym, welches in der Vermehrung des Virus eine zentrale Rolle spielt, hemmen; die andere Substanz wird seit bald 20 Jahren in der HIV-Therapie verwendet und soll in dieser Kombination den Abbau der ersten Substanz verlangsamen, wodurch die antivirale Wirkung länger anhalten soll.
«Ensovibep» wird als einmalige Dosis intravenös, kurz nach einer frühen Diagnose, verabreicht. Es ist ein sogenanntes Virostatikum (Virenwachstum-hemmendes Mittel), das zu einer neuen Klasse von künstlich hergestellten Proteinen gehört, welche unterschiedliche Antigene erkennen und binden können.
«Ensovibep» dockt an drei verschiedenen Stellen der rezeptorbindenden Domäne des Spike-Proteins von SARS-CoV-2 an, wodurch eine besonders starke Neutralisierung des Virus erreicht werden kann.
In verschiedenen Foren und Diskussionen tauchen immer wieder die Substanzen «Ivermecthin» und «Hydroxychloroquin» auf. In der Schweiz sind diese Inhaltsstoffe nicht für eine Therapie gegen COVID-19 zugelassen. Zudem haben beide Substanzen in Studien keine wissenschaftlich belegte Wirkung gezeigt.
Ausreichend Schlaf fördert Genesung
Was es nicht in Tablettenform gibt, dennoch aber einer guten Genesung dienlich ist: ausreichend Schlaf. In der Nacht und im Schlaf kann der Körper regenerieren und neue Kraft tanken. Somit kann rechtzeitig schlafen gehen auch Medizin sein.
Lockerungen JA – aber dranbleiben
Unterdessen gibt es verschiedene Ansätze, um bei einer Erkrankung einen schlimmen Verlauf möglichst abzuwenden. Trotzdem gilt aber grundsätzlich weiterhin: Vorbeugen ist besser als heilen. Die bekannten Hygienemassnahmen einhalten, bei ersten Anzeichen von Symptomen sofort testen lassen und sich nach Möglichkeit durch eine Impfung oder den Booster vor einem schweren Verlauf schützen.
Geben Sie auf sich acht und bleiben Sie dran – Ihre Gesundheit liegt uns am Herzen.
Ihr Apotheke Wyss Team