Hoher Blutdruck – Herz & Gefässe im Stress
Geschrieben von Dr. Philipp Wyss am 18. April 2023
Wenn vor lauter Freude kurzfristig der Blutdruck einen zu hohen Wert erreicht, ist das noch nicht besorgniserregend. Erst konstant hohe Werte sind der Gesundheit nicht zuträglich.
Unser Herz – ein Schwerarbeiter
Das menschliche Herz verrichtet tagtäglich phantastische Arbeit – bei jedem Schlag versorgt es unsere Zellen mit frischem Sauerstoff, transportiert das Blut ins Hirn oder bis in den kleinen Zehen. Im Ruhezustand pumpt das Herz etwa das gesamte Blutvolumen des Körpers pro Minute durch den Kreislauf, was bei einem Erwachsenen ungefähr 5 Liter sind. Bei körperlicher Belastung kann diese Pumpleistung auf das Fünffache gesteigert werden.
Unser Herz – ein Wunderding
Das Herz besteht aus 2 Vorhöfen und 2 Herzkammern, welche bei jeder Pumpaktion etwas mehr als die Hälfte des maximalen Füllungsvolumen fördern, was zirka 50-100 Milliliter Blut sind. Die Herzfrequenz (Schläge pro Minute, auch als Puls bekannt) beträgt im Ruhezustand 50-80, bei Neugeboren über 120-160. Unter Belastung kann sie auf über 200 Schläge pro Minute ansteigen.
Damit diese Wunderleistung, welche uns das Überleben sichert, über all die Jahre gewährleistet ist, sollten wir auf unser Herz Acht geben. Dazu gehört, dass jede Person über 18 Jahre mindestens einmal pro Jahr den Blutdruck messen sollte.
Bei der Blutdruckmessung werden zwei Werte gemessen:
- Der höhere Wert, im Fachjargon «systolischer Wert» genannt, gibt den Blutdruck bei der Kontraktion des Herzmuskels an, wodurch das Blut in die Körperschlagader ausgestossen wird: Somit die Höhe des Drucks beim Verlassen des Herzens.
- Der tiefere Wert, im Fachjargon «diastolischer Wert» genannt, gibt den Druck bei der Erschlaffung des Herzmuskels an: Somit den Wert, bis zu welchem bei jeder Entspannung des Herzmuskels der Druck abfällt.
Blutdruckmesswerte für Erwachsene über 18 Jahre (Gemäss Richtlinie der Schweizerischen Gesellschaft für Hypertonie)
Optimaler Blutdruck |
Systolischer Wert: unter 120 mmHg Diastolischer Wert: unter 80 mmHg |
Normaler Blutdruck |
Systolischer Wert: 120 bis 129 mmHg Diastolischer Wert: 80 bis 84 mmHg |
Hoch normaler Blutdruck |
Systolischer Wert: 130 bis 139 mmHg Diastolischer Wert: 85 bis 89 mmHg |
Leichter Bluthochdruck (Grad 1) |
Systolischer Wert: 140 bis 159 mmHg Diastolischer Wert: 90 bis 99 mmHg |
Mässiger Bluthochdruck (Grad 2) |
Systolischer Wert: 160 bis 179 mmHg Diastolischer Wert: 100 bis 109 mmHg |
Schwerer Bluthochdruck (Grad 3) |
Systolischer Wert: ab 180 mmHg Diastolischer Wert: ab 110 mmHg |
So messen Sie den Blutdruck zu Hause einfach und korrekt
- Möglichst in einer Ruhephase (somit nicht unmittelbar nach einer körperlichen Anstrengung oder einer üppigen Mahlzeit)
- In einer entspannten Sitzhaltung
- Während der Messung sollten Sie nicht sprechen
- Vor einer Messung weder Rauchen noch Kaffee (oder andere koffeinhaltige Produkte) trinken; Alkoholkonsum kann den Wert ebenfalls beeinträchtigen
- Nicht bei Fieber
- Legen Sie die Manschette so an, dass diese zirka 2 Fingerbreiten über der Ellenbeuge liegt, idealerweise ist sie dadurch in etwa auf Herzhöhe. Falls Sie ein Gerät für das Handgelenk verwenden, legen Sie dieses gemäss Anleitung an und schauen Sie, dass Sie es während der Messung ebenfalls in etwa auf Herzhöhe positionieren – und der Arm dabei entspannt bleibt
- Verwenden Sie ein Gerät, das etwa alle 2-3 Jahre kalibriert wird
Gerne beraten wir Sie bezüglich einem guten Blutdruckmessgerät, dessen Handhabung – oder Sie kommen für eine Messung bei uns in Baden oder Dättwil vorbei.
Weshalb ist Bluthochdruck für uns alle ein Thema?
Bei Bluthochdruck ist der Druck in den Blutgefässen konstant zu hoch, was bei etwa einem Drittel aller Betroffenen lange unbemerkt bleibt. Bei Frauen zum Beispiel ist während vielen Jahren der Druck eher zu tief (was unangenehm, jedoch in den meisten Fällen nicht gesundheitsgefährdend ist). Dies kann sich jedoch in den Wechseljahren sprunghaft ändern.
Bleibt der zu hohe Druck in den Gefässen zu lange unerkannt, besteht das Risiko von Gefässverschlüssen (Arteriosklerose), Schlaganfall, Herzinfarkt oder Folgekrankheiten: wie Demenz, Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche oder Niereninsuffizienz.
Erkennen Sie die Symptome bei Bluthochdruck
- Frühmorgendlich auftretende Kopfschmerzen (vor allem im Bereich des Hinterkopfes)
- Ohrensausen
- Schwindelgefühle
- Deutliches Herzklopfen
- Brustschmerzen in der Herzgegend
- Nasenbluten
Die Ursachen für Hypertonie
Alter
Abnahme der Gefäss-Elastizität im Alter
Genetik
Genetische Faktoren
Übergewicht
Jedes Kilo hat Einfluss auf den Blutdruck sowie auf andere Erkrankungen wie beispielsweise Diabetes
Rauchen
Das Nikotin lässt dem Blutdruck steigen, zudem verhindert das im Tabakrauch enthaltene Kohlenmonoxid den guten Transport des Sauerstoffs in die Zellen.
Erkrankung
Bestehende Gefässerkrankungen
Hormone
Hormonelle Ursachen wie Schilddrüsendysfunktion
Schwangerschaft
Werdende Mütter
Medikamente
Wie beispielsweise orale Schnupfenmittel, Kontrazeptiva
Durch weitere Risikofaktoren wie Diabetes, Nierenerkrankungen sowie hohe Cholesterinwerte kann Bluthochdruck einen multiplizierenden Faktor für diese Erkrankungen haben oder die arterielle Hypertonie fördern.
Eigeninitiative zur Optimierung – unterstützende Massnahmen
Ernährung
Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung: Hochwertige Öle (Oliven- und Rapsöl), viel Gemüse und Früchte und reichlich Wasser.
Salzarme Nahrung
Fertigprodukte enthalten oft mehr Kochsalz als Selbstgekochtes; Gepökeltes in Massen und idealerweise mehr mit Kräutern als mit Salz würzen.
Bewegung
Regelmässige körperliche Bewegung trainiert den Kreislauf und hält fit. Idealerweise wird dies im Alltag eingebaut: Treppe statt Lift, mit dem (E-)Bike zur Arbeit oder eine Busstation weiter zu Fuss gehen.
Körpergewicht
Jedes Kilo zählt beim Abnehmen: pro abgenommenes Kilogramm sinkt der Blutdruck um 1-2 mmHg
Rauchstopp
Jeder Tag, an dem Sie früher mit dem Rauchen aufhören, ist ein Gewinn für die Gesundheit.
Belastung
Stress lass nach – sei es mit einem Powernap am Mittag, Yoga nach der Arbeit oder progressive Muskelentspannung (nach Jacobson). Das entspannt den Druck im Alltag und den Blutdruck im Detail.
Alkoholkonsum
Alkohol in Massen – nach dem Konsum steigt der Blutdruck direkt an, was eine Belastung für Herz und die Gefässe zur Folge hat.
Medikamente
Die vom Arzt verordneten Medikamente regelmässig und entsprechend den Anweisungen einnehmen.
Trotz allem – Blutdruck ist lebenswichtig
Damit das Blut durch die Blutgefässe zu den Organen und den Zellen fliessen kann, muss es unter Druck stehen: Blutdruck ist somit lebenswichtig. Das rhythmische Pumpen des Herzens sowie der Widerstand der Gefässwände sind die zwei zentrale Mechanismen, welche die Funktion dieses faszinierenden und äusserst komplexen Systems sicherstellen. Wie so oft gilt jedoch auch hier: «Zu viel Druck» kann ungesund sein.
Achten Sie auf Ihr Herz – Ihre Gesundheit liegt uns am Herzen!
Ihr Apotheke Wyss Team