Gewürze als Heilmittel oder Heilmittel als Gewürze?

Geschrieben von Almut Huber am 30. November 2021

Alternativmedizin | Ernährung | Gesundheitstipps

Wir stehen erneut vor einer herausfordernden Wintersaison mit diversen potenziellen Infektionen. Linderung, unter anderem gegen Husten und Halsweh, finden wir in Thymian und Salbei, die wir sehr einfach im eigenen Kräutergarten pflanzen und gleichzeitig wunderbar in der Küche als Gewürze verwenden können. Probieren Sie es aus.

Gewürze – Hintergrundwissen

Gewürze werden schon seit vielen Jahrtausenden verwendet und brachten den Kolonialmächten grossen Reichtum ein, waren sie doch vor der Entdeckung des Seeweges nach Asien sehr teuer.

Gewürze sind per Definition Pflanzenteile

Der Begriff Gewürz leitet sich vom Wort «Wurzel» ab. Frisch oder getrocknet verwendet, um dank ihrer ätherischen Öle in Speisen und Getränken einen besonderen Geschmack entstehen zu lassen.

Verwendung

Verwendung finden unter anderem Blätter, Rinde oder die Früchte dieser Pflanzen. Als Würzmittel hingegen gelten bspw. Salz oder Vanillin, da sie nicht aus Pflanzenteilen bestehen.

Neben der Verwendung als Geschmacksträger werden Gewürze dank ihrem Duft auch zur Vertreibung von Vorratsschädlingen und natürlich auch als Heilmittel eingesetzt.

Gewürze – als Heilpflanzen

Schon seit dem Altertum werden viele Gewürze als Heilpflanzen verwendet. Der traditionellen Anwendung fehlt aber häufig die wissenschaftlich belegte Wirksamkeit. Deshalb ist zurzeit die Bewertung der Arzneipflanzen durch das Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC) von grosser Bedeutung. HMPC formuliert die anerkannten Anwendungsgebiete einer Pflanze, was für die Zulassung pflanzlicher Arzneimittel in Europa sehr wichtig ist.

Meist werden die Pflanzen als traditionell verwendete pflanzliche Arzneimittel eingestuft. Die Anwendung definierter Formulierungen kann auf langjährige Erfahrung mit gutem Erfolg und ohne nennenswerte Nebenwirkungen zurückblicken.

Die offiziell zugelassenen Anwendungsgebiete möchten wir im Folgenden vertiefen

Garten- Thymian (Thymus vulgaris L.)
Spanischer Thymian (Thymus zygis L.)

Thymian gehört zur Familie der Lippenblütler und zeigt schöne lila Blüten. Der aromatische Zwergstrauch von bis zu 30cm Wuchshöhe hat sehr kleinen Blätter, die beinah nadelförmig aussehen.

Thymian stammt ursprünglich aus dem Mittelmeergebiet. Vermutlich wurde er von Benediktinermönchen im 10. Jahrhundert über die Alpen gebracht und in Klostergärten kultiviert. Heute finden wir unzählige Zuchtformen.
Verwendung findet das getrocknete blühende Kraut. Von dessen Stängeln werden die Blüten und Blätter abgestreift sowie das ätherische Öl genutzt, das vor allem Thymol enthält.

Thymian – die traditionellen Anwendungen

Thymian wurde bereits im Altertum genutzt. Ab dem 11. Jahrhundert wird er in den meisten Heilpflanzenbüchern aufgeführt. Noch heute wird Thymian traditionell als Tee getrunken oder in Form von Brustwickeln, Dampfbädern und Inhalationsölen bei verschleimtem oder krampfartigem Husten, Bronchitis und Erkältung angewendet.

Als Gurgelmittel kommt er bei Rachen- und Zahnfleischentzündungen zum Einsatz. Das ätherische Thymianöl (auch in unserem Apotheke Wyss Inhaltionsöl enthalten) wirkt stark antibakteriell, auswurffördernd und krampflösend.

Die Anwendung in der Volksmedizin zeigt folgender Spruch: “Die nächste Grippe kommt bestimmt, doch nicht zu dem, der Thymian nimmt.”

Thymian – die traditionellen Zubereitungen

1–2 TL (1–2 g) getrocknetes, zerkleinertes Kraut mit 1 Tasse heissem Wasser übergiessen, 5–7 min ziehen lassen. Mehrmals täglich nach Bedarf eine Tasse trinken. Für Kinder 0,5–1 g Kraut nehmen.

Mit einem 5 %-igen Aufguss (5 g Kraut pro 100 ml heissem Wasser)

Bei akuter und chronischer Bronchitis: 10 % ätherisches Thymianöl, für Kinder je nach Alter 2–5 % Thymianöl in Mandel- oder Sonnenblumenöl lösen. Im Wasserbad auf Körpertemperatur bringen. Wenige Milliliter des Öls auf einen weichen Stoff auftragen und damit einen Brust- oder auch Rundumwickel anlegen. Der Wickel kann die ganze Nacht liegen bleiben. Insbesondere bei Kindern sollte nach einer halben Stunde die Hautverträglichkeit kontrolliert werden. Nicht anwenden bei Schwangeren und Kindern unter 4 Jahren.

Die Inhalation mit ätherischem Öl muss individuell dosiert werden. Bei Erwachsenen kann mit 5 Tropfen Thymianöl im Inhalationstopf begonnen werden. Bei Kindern einige Tropfen auf ein Tüchlein geben und neben das Bett legen.

100 g Thymiankraut mit 2 lt kochendem Wasser übergiessen, 10 min bedeckt ziehen lassen, abgiessen und dem Badewasser zugeben. Als Erkältungsbad

10 g Thymian mit 90 ml Alkohol (45%) übergiessen, 2 Wochen stehen lassen und dann abfiltrieren. Anwendung als Gurgelmittel bei Mundschleimhauterkrankungen und Mundgeruch (1 EL Tinktur auf ½ Glas Wasser).

Thymian – die pharmazeutische Anwendung

Das HMPC hat das Kraut des Garten-Thymians und des Spanischen Thymians als traditionelle pflanzliche Arzneimittel eingestuft und lässt die Einnahme während einer Woche bei produktivem Husten mit Erkältung zu. Sie erlaubt die Einnahme von Thymiantee und verschiedenen Extrakten und Tinkturen. Diese sind als Fertigpräparate kombiniert mit anderen Pflanzen erhältlich.

Zugelassen nach HMPC sind Anwendungen bei Erwachsenen und Kindern über 12 Jahren, bei Kindern zwischen 4 und 12 Jahren nur die Einnahme von Flüssigextrakten (konkret Hustensäften und
-Tropfen) und Kindertees. Für Säuglingen und Kleinkindern soll Thymianöl nicht gebraucht werden. In der Schwangerschaft und Stillzeit liegen zu wenig Erfahrungen vor, es wird deshalb davon abgeraten.

Wir beraten Sie sehr gerne! Vor Ort in Baden und Dättwil, am Telefon, per Email oder im LiveChat.

Thymian – in der Küche

Thymian ist in den «Herbes de Provence» enthalten und passt zu vielen Gerichten wie Suppen, Tomatensauce und Eintöpfen. Fettes Fleisch und Wurstgerichte werden durch Thymian verdaulicher. Ingo Holland, Spitzenkoch und Gewürzhändler, schlägt in seinem Buch «Gewürze» (Tre Torri Verlag) einen korsischen Ziegenkäsekuchen mit Herbes de Provence vor. Schmeckt wunderbar, probieren Sie es aus!

Essig und Öl kann gut mit Thymianzweigen aromatisiert werden und besonders Zitronenthymian lässt sich in Desserts verwenden, z.B. in einer Zitronen-Thymian-Crème mit Himbeeren.

Salbei (Salvia officinalis L.)

«Salvia» bedeutet «die Heilende». Wie schön, wenn der Name auch dem Wesen gerecht wird. Salbei gehört wie Thymian zu den Lippenblütlern und zeigt im Sommer seine typischen violett blauen Blüten. Der duftende Halbstrauch wird bis 70cm hoch. Seine graugrünen Blätter sind relativ dick und v.a. auf der Unterseite filzig behaart. Zur Weiterverarbeitung werden sie frisch oder getrocknet verwendet.

Die Heimat des Salbeis befindet sich auf der Balkanhalbinsel. Da Salbei winterhart ist, kann er aber problemlos in unseren Gärten kultiviert werden. In den Kräutergärtnereien darf man sich denn auch an verschiedenen Salbei-Duftnoten erfreuen.

Salbeiblätter enthalten ätherische Öle (v.a. Thujon) und Gerbstoffe. In hohen Dosen ist das ätherische Öl giftig.

Salbei – traditionelle Anwendungen

Salbei wirkt gegen Bakterien, Viren und Pilze und ausserdem adstringierend, sekretionsfördernd und schweisshemmend.

Traditionell wird Salbei daher innerlich gegen vermehrtes Schwitzen, z.B. in den Wechseljahren, verwendet. Daneben hilft Salbei bei Verdauungsbeschwerden wie saurem Aufstossen oder Blähungen. Zum Gurgeln und als Mundspülungen eignet sich Salbei vorzüglich gegen Halsweh und Entzündungen der Mundschleimhaut, hier auch als Pinselung. Ganz einfach kann man sich sogar ein frisches Blatt pflücken und es ein paar Minuten kauen. Ihr Garten kann so schnell Linderungen bieten. Ausserdem helfen Umschläge bei schlecht heilenden Wunden.

Salbei – die pharmazeutische Anwendung

Das HMPC hat Salbeiblätter als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung kann Salbei als Tee und in verschiedenen Extrakten innerlich, bei leichten dyspeptischen Beschwerden wie Sodbrennen und Blähungen sowie gegen vermehrte Schweisssekretion, eingesetzt werden. Äusserlich zur symptomatischen Behandlung von Entzündungen im Mund- und Rachenbereich und zur Behandlung leichter Hautentzündungen. Somit sind die seit langem traditionell eingesetzten Anwendungsgebiete von Salbei offiziell anerkannt worden.

Salbei – Vorsicht beim Einsatz von Salbeiöl

Aufpassen sollten Sie jedoch mit dem Salbeiöl. In einer öffentlichen Verlautbarung zu «Salbeiöl» kommt das HMPC zum Schluss, dass für die innerliche Anwendung von Salbeiöl das Risiko den Nutzen übersteigt. Dies ist durch den Gehalt an Thujon bedingt, welches bei länger dauernder Einnahme und bei zu hoher Dosierung giftig wirken und Epilepsie-artige Krämpfe erzeugen kann. Somit wird die innerliche Anwendung von Salbeiöl nicht empfohlen. Äusserlich können 2 bis 3 Tropfen in 100 Milliliter Wasser verdünnt verwendet werden.
(Beispielsweise für Umschläge).

Bei der innerlichen Anwendung von Zubereitungen aus Salbeiblättern (Teeaufguss, Tinktur) wird die toxische Dosis an Thujon aber nicht erreicht.

Salbei – Schwangerschaft und Stillzeit

Für die Anwendung von Salbei während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor. Ausserdem schmeckt die Muttermilch nach der Salbei-Einnahme offenbar anders, was den Säugling vom Trinken abhalten kann.

Salbei – Kinder und Jugendliche

Von einer Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren rät das HMPC wegen mangelnder Erkenntnisse ab. Für diese Altersgruppe kommt aber sowieso vor allem die Anwendung als Gurgelmittel in Frage, was unbedenklich ist, da es nach dem Gurgeln ausgespuckt wird.

Salbei – vom HMPC empfohlene Zubereitungen

  • 1 Teelöffel (1-2 Gramm) geschnittene Salbeiblätter mit 150ml siedendem Wasser übergiessen und 10 bis 15 Minuten ziehen lassen.
  • Gegen Verdauungsbeschwerden und übermässiges Schwitzen 3 mal täglich 1 Tasse trinken.
  • Bei Halsweh und Entzündungen im Rachenbereich 3 mal täglich damit gurgeln.

3 mal täglich 2 bis 3 Milliliter einnehmen bei Verdauungsbeschwerden. Zum Gurgeln 5 bis 10 Milliliter in ein Glas Wasser geben. Unverdünnt auf entzündete Stellen der Mundschleimhaut auftupfen.

gibt es beispielsweise in Tablettenform, als Lutschpastillen, Tinkturen oder Tee. Wir beraten Sie gerne!

Salbei – in der Küche

Saltimbocca, Risotto & Co
Wunderbar lässt sich Salbei auch in der Küche verwenden: Als Saltimbocca, Salbeirisotto oder in Butter gedämpft zu.

Salbei «Müsli» – schon probiert?
Dazu belassen Sie ein Stück Stiel an den Blättern, tauchen diese in Omelettenteig und frittieren sie. Dabei geht der Teig um die Blätter herum auf und verwandelt sie in herzige, leckere «Müsli».

Salbeiblätter getrocknet
Im Sommer die Salbeiblätter trocknen lassen und  bei Bedarf, zwischen den Fingern, direkt in den Topf zerreiben.

Salbei Desserts und mehr
Sogar Desserts wie Salbeiglacé oder Ananas-Sorbet mit Salbei, Ingwer und auch Smoothies schmecken hervorragend. Probieren Sie es aus.

Wir wünschen Ihnen alles Gute, beste Gesundheit und «en Guete!».

Ihr Apotheke Wyss Team

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