Natur pur gegen Husten: Was die Phytotherapie zu bieten hat
Geschrieben von Almut Huber am 19. November 2024
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Seit vielen Generationen wird die lindernde Wirkung von Pflanzen bei Husten geschätzt und angewandt.
Farbenfroh und gesund: So meistern Sie die Erkältungssaison
Erkältungskrankheiten mit Husten sind lästige Begleiter in der eigentlich so farbenfrohen, mit Nebel sanft umhüllten, schönen Herbstzeit. Neben schulmedizinischen Präparaten können pflanzliche Arzneimittel Reizlinderung bewirken, Schleim lösen und entzündliche Reaktionen bremsen.
Die pflanzlichen Hustenmittel gliedern sich im Wesentlichen in Mucilaginosa, Antitussiva und Expektorantien.
Mucilaginosa
Mucilaginosa bilden durch die enthaltenen Schleimstoffe eine schützende Schicht und eignen sich daher zur symptomatischen Behandlung von Schleimhautreizungen im Mund und Rachenraum sowie damit verbundenem trockenem Reizhusten.
Die Pflanzen der Wahl sind hier Spitzwegerich, Eibisch und Isländisch Moos.
Vom bei uns sehr häufig vorkommenden Spitzwegerich (Plantago lanceolata L.) wird das gesamte Kraut verwendet.
Die enthaltenen Schleimstoffe wirken reizmildernd, Gerbstoffe beruhigen entzündliche Veränderungen der Mundschleimhaut und weitere Inhaltstoffe wirken antimikrobiell, entzündungshemmend und spasmolytisch. Dadurch ist Spitzwegerich in der Summe seiner Wirkungen ein wundervolles Hustenmittel im Kindes- und Erwachsenenalter. [1][2][3]. Spitzwegerich-Zubereitungen sind als Hustensirup oder in Teeform erhältlich.
Der Echte Eibisch (Althaea officinalis L.) gehört zur Familie der Malvengewächse. Verwendung findet vor allem die Wurzel. Sie enthält mehr Schleimstoffe als die Blätter, ausserdem Pektine und Stärke. Die Eibischwuzel ist zugelassen gegen Schleimhaut-Reizungen im Mund- und Rachenraum und damit verbundenem trockenem Reizhusten [4] wie auch in verschiedenen Hustensirupen sowie Brust- und Hustentees enthalten.
Apotheke Wyss Tipp
Interessant ist die Zubereitungsform des Tees [1]:
Als Mucilaginosum werden nur die Schleimstoffe gelöst, nicht aber die Stärke. Deshalb muss ein Kaltauszug zubereitet werden: 1 Teelöffel Wurzeldroge mit 1 Tasse kaltem Wasser übergiessen, unter häufigem Rühren 1-2h stehen lassen.
Als Gurgelmittel ist es förderlich, auch die Stärke in Lösung zu bringen. Dazu können die Wurzelstücke aufgekocht werden.
Isländisches Moos
(Cetraria islandica L./ACH.), eine geweihartig verzweigte, grünlich-braune Flechte, enthält sowohl Schleim- als auch Bitterstoffe. Die zusätzlich tonisierende Wirkung der Bitterstoffe kommt deshalb besonders Patienten zu gut, die durch langen Husten geschwächt sind. [1][5].
Isländisches Moos ist zugelassen zur Behandlung von Schleimhautreizungen im Mund und Rachenraum und damit verbundenem trockenem Reizhusten sowie von kurzzeitigem Appetitverlust [6].
Als Fertigarzneimittel stehen praktische Pastillen, Tees und Elixiere zur Verfügung.
Antitussiva
Gegen Reizhusten und krampfhaften Husten eignen sich Efeu, Kapland-Pelargonie und Thymian.
Efeublätter
(Hederae helicis folium) enthalten vor allem Triterpensaponine. Efeuextrakte wirken krampflösend und bronchienerweiternd, weshalb sie bei Reizhusten und krampfartigem Husten eingesetzt werden können. Hinzu kommt ein auswurffördernder Effekt. Efeu nimmt deshalb eine übergreifende Position zwischen Antitussiva und Expektorantien ein [1].
Efeublätterextrakte wurden in zahlreichen klinischen Studien untersucht [7]. Es gibt entsprechende Hustensirups und Hustentropfen im Handel.
Achtung: Es soll kein Tee aus Efeublättern zubereitet werden,
da Efeu-Saponine bei falscher Dosierung Erbrechen auslösen können. Nur die Einnahme von Fertigarzneimitteln ist sinnvoll [8].
Die Kapland-Pelargonie (Pelargonium sidoides DC.) kennt man eher unter der Bezeichnung Umckaloabo, was in der Zulu-Sprache so viel wie «schwerer Husten» bedeutet, heute aber eine geschützte Warenbezeichnung darstellt.
Traditionell bewährt und wissenschaftlich bestätigt
Pelargonium
Verwendung des in Südafrika beheimateten Storchenschnabelgewächses finden dessen Wurzelextrakte. Die Inhaltsstoffe wirken antibakteriell und antiviral, fördern den Auswurf und die Verflüssigung des Schleims und wirken antientzündlich [1][7][9].
Die Zulassung von Pelargonium Extrakten mit der Indikation Bronchitis kam dank einer langen, traditionellen Anwendungsdauer (mindestens 30 Jahre, davon mindesten 15 Jahre in der EU) zustande.
Vorsicht geboten ist bei schweren Lebererkrankungen, erhöhter Blutungsneigung sowie bei der Einnahme des Blutverdünners Marcoumar® [10].
Echter Thymian
Eine weitere wichtige Pflanze zur Behandlung von krampfartigem Husten ist der Echte Thymian (Thymus vulgaris L.), dessen Kraut ätherisches Öl (v.a. Thymol), Gerbstoffe, Flavonoide und Triterpene enthält.
Verwendung finden Tee, Fluidextrakt, Tinktur und ätherisches Öl. Letzteres hat eine auswurffördernde, bronchienerweiternde, stark antibakterielle und antivirale Wirkung.
Aufgrund langjähriger Erfahrung wurde Thymian auch zur Anwendung bei produktivem Erkältungshusten zugelassen [11].
Neben der innerlichen Anwendung kann die wohltuende Wirkung von Thymian zur Inhalation, als Einreibung (z.B. in Erkältungssalben) und als Badezusatz genutzt werden – es stehen viele Fertigprodukte zur Verfügung.
Allerdings sollte Thymian bei Kleinkindern unter 3 Monaten sowie in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden.
Expektorantien
Expektorantien erleichtern das Abhusten durch Verflüssigung des Bronchialsekrets. Gegen chronische Bronchitis helfen dabei Saponine und ätherische Öle.
Die Primelwurzel (Primulae radix L.) hat sich wegen ihres Saponin Gehalts als nützlich erwiesen und ist in Form von Kapseln und Elixier in Kombination mit Thymian oder Meerrettich, sowie als Tinktur und Pastille erhältlich.
Ebenfalls als pflanzliches Arzneimittel verwendet, zählt Anis (Pimpinella anisum L.). zu den Vertretern hustenlösender Pflanzen mit ätherischen Ölen. Seine Samen (Anisi fructus) – Anethol als Hauptbestandteil des ätherischen Öls bestimmt das Aroma von Anis.
Ätherische Öle werden teilweise über die Lunge wieder ausgeschieden und können dort direkt sekretolytisch (den Schleim verflüssigend) und sekretomotorisch (das Flimmerepithel stimulierend) wirken [1] [12].
Besser bekannt ist die Verwendung von Anis bei Verdauungsbeschwerden, oft zusammen mit Fenchel und Kümmel.
Anis wird als Tee verwendet, das ätherische Öl kann tropfenweise auf einem Stück Zucker eingenommen werden und ist in verschiedensten Bronchialpastillen enthalten.
Apotheke Wyss Tipp:
Die Früchte enthalten mit ätherischem Öl gefüllte Kammern. Deshalb stösst man die Samen mit Vorteil direkt vor der Tee-Zubereitung in einem Mörser frisch an.
Eine weiter Anwendung ätherischer Öle gegen Husten und Erkältung ist ihre Inhalation. Sie hat den grossen Vorteil der direkten Entfaltung der Wirkung an Ort und Stelle. Bei ihrer Wahl sollte immer auf hochwertige, 100% natürliche ätherische Öle geachtet werden. Es eignen sich bei Erwachsenen bspw. Latschenkiefer, Myrte, Eukalyptus oder Thymian.
Ätherischen Öle als Vielstoffgemische wirken dabei durchblutungsfördernd, entzündungshemmend, sekretolytisch, bronchienerweiternd und darüber hinaus antibakteriell und antiviral [1].
Naturheilkunde bei Atemwegserkrankungen: Chancen und Grenzen
Die Vielzahl der Pflanzen gegen Husten und ihre Zubereitungen sind eine äusserst wertvolle und vielfältige Unterstützung, die uns die Natur schenkt und die wir unbedingt nutzen sollten.
Dennoch: Atemwegserkrankungen wie Asthma bronchiale, akute Bronchitis, Lungenentzündung oder Husten mit einer Dauer von über 8 Wochen gehören ganz klar in ärztliche Hände, natürlich auch der Verdacht auf Reflux oder Fremdkörperaspiration.
Wir wünschen Ihnen einen bunten und möglichst erkältungsarmen Herbst.
Ihr Apotheke Wyss Team
Quellennachweise:
[1] Fintelmann V, Weiss RF, Kuchta K. Lehrbuch Phytotherapie, 13. überarbeitete Auflage. Stuttgart: Haug Verlag; 2017.
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Spitzwegerich.
[3] Community herbal monograph on Plantago lanceolata L., folium, final. 28. January 2014. EMA/HMPC/437858/2010 Corr..
[4] Final European Union herbal monograph on Althaea officinalis L., radix. 12. July 2016. EMA/HMPC/436679/2015.
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Islandmoos.
[6] European Union herbal monograph on Cetraria islandica (L.) Acharius s.l., thallus, final;.24. November 2014. EMA/HMPC/678891/2013.
[7] Fürst R, Zündorf I. Hustenmittel, Phytopharmaka mit Evidenz. Abrufbar unter: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/diese-phytopharmaka-haben-evidenz-140499/PZ.
[8] https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeiner_Efeu.
[9]https://de.wikipedia.org/wiki/Pelargonium_sidoides.
[10] https://compendium.ch/product/1074312-umckaloabo-losung/mpro.
[11] Community herbal monograph on Thymus vulgaris L. and Thymus zygis L., herba. 12. November 2013. EMA/HMPC/342332/2013.§
[12] https://de.wikipedia.org/wiki/Anis.