Ihre Füsse in guten Händen

Geschrieben von Dr. Philipp Wyss am 25. Februar 2025

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Vergessene Helden: Warum unsere Füsse mehr Aufmerksamkeit verdienen

Unsere Füsse sind echte Schwerarbeiter: Sie tragen uns täglich tausende Schritte weit. Trotzdem erhalten sie oft wenig Beachtung und Pflege. Was für die meisten von uns Verwöhn-Zeit oder notweniges Übel ist, gehört für Diabetiker zur täglichen Routine.

Fussprobleme bei Diabetes: Wenn Verletzungen zur Gefahr werden können

Ein Drittel der Diabetes-Patient*innen entwickelt Fusskomplikationen wie verminderte Sensibilität oder Durchblutungsstörungen. Dies erfordert die dringliche Vermeidung von Fussläsionen jeglicher Art, um schlimmstenfalls Amputationen an den unteren Extremitäten zu verhindern. Da die Haut des diabetischen Fusses zudem eine verminderte Talg- und Schweissproduktion aufweist, ist diese sehr trocken, oftmals rissig und bietet Bakterien und Pilzen dadurch ideale Lebensbedingungen. Dies kann im Extremfall zu schweren Infektionen führen.

Selbst kleinste Verletzungen heilen nur schlecht und es entstehen häufig Infektionen. Kommt noch eine Beeinträchtigung der Nervenfasern dazu, was bei Diabetiker*innen als Komplikation bei suboptimaler Einstellung des Blutzuckers, wie auch durch langes Bestehen der Krankheit auftreten kann, werden Schmerzen von Wunden nur eingeschränkt oder gar nicht wahrgenommen.

Durch gute Beobachtung und Pflege der Füsse können Spätfolgen und ernsthafte Komplikationen auf ein Minimum reduziert oder sogar verhindert werden. Eine der wichtigsten Massnahmen zur Vermeidung diabetischer Fussproblemen ist die regelmässige podologische Fusspflege. Zudem ist ein gut eingestellter Blutzucker unbedingt anzustreben. Gut eingestellter Blutzucker und eine optimale Therapie des Diabetes Mellitus verhindern das Fortschreiten der Krankheit und das Entwickeln eines diabetischen Fusssyndroms.

Ich empfehle Ihnen die folgende, proaktive Vorgehensweise

  • Tägliche Beobachtung und Pflege der Füsse: Bei der Sichtkontrolle sollten Sie die Füsse auf Verletzungen oder andere Auffälligkeiten wie Rötungen, Schwellungen, Überwärmung, neu aufgetretene Druckstellen und Veränderungen der Nägel überprüfen. Dabei ist es wichtig, dass Sie besonders die Zehenzwischenräume mitkontrollieren.
  • Das Tragen von weissen Socken kann dabei helfen, das Austreten von Sekret frühzeitig zu erkennen.
  • Falls Sie weniger beweglich sind, kann ein Handspiegel hilfreich sein oder die Angehörigen, wie auch ambulante Gesundheitsfachpersonen können die Fussinspektion übernehmen. Das ist auch wichtig, wenn Ihr Sehvermögen eingeschränkt ist.
  • Fall Sie ein Smartphone besitzen, können alternativ Fotos von den Füssen gemacht werden, wodurch Sie (dennoch) die Möglichkeit haben, die Füsse selbst zu kontrollieren.

Folgende Auffälligkeiten sollen der Podologin/dem Podologen respektive der behandelnden Ärztin/dem behandelnden Arzt gemeldet werden:

  • Druckstellen
  • Verletzungen
  • Schmerzen
  • verdickte oder eingewachsene Nägel
  • starke Hornhautschwielen
  • Hühneraugen
  • Fuss- und Nagelpilz

Behandeln Sie Verletzungen an den Füssen auf keinen Fall selbst.

Fusshygiene

Waschen und pflegen Sie Ihre Füsse täglich. Idealerweise wird zur Reinigung eine pH-neutrale Seife benützt, so bleibt der natürliche Schutzmantel bestehen. Achtung: Fussbäder sind nicht zu empfehlen, da bei längerer Dauer die Gefahr der Aufweichung besteht (bei einer Badezeit von mehr als 6 Minuten), was eine Eintrittspforte für Bakterien begünstigt, bei zu hohen Temperaturen besteht zusätzlich die Gefahr der Verbrühung.

Die Füsse unbedingt nach dem Waschen sorgfältig mit einem weichen Handtuch abtupfen. Hierbei ist ein besonderes Augenmerk auf die Zehenzwischenräume zu legen, welche aufgrund ihrer Stellung nicht selbst trocknend sind und somit ohne gutes Trocknen einen gewissen Feuchtigkeitsgrad beibehalten, was wiederum die Gefahr von Fusspilz erhöht. Allgemein sollte beim Trocknen der Füsse auf Reiben oder andere Hilfsgegenstände wie ein Föhn verzichtet werden.

Eincremen

Die Füsse sollten mindesten 1x täglich mit einer Ureahaltigen Fusslotion oder -creme eingecremt werden. Diese Pflege verhindert spröde, rissige Haut, welche eine Eintrittspforte für Bakterien und Pilze wäre. Ich persönlich empfehle Ihnen eine Fusscreme der Marke Allpresan diabetic. Bitte cremen Sie die Zehenzwischenräume nicht ein, da das dadurch entstehende feuchte Klima Infektionen begünstigt.

Regelmässige Fusspflege

Die Fussnägel sollten nicht zu lang sein. Kürzen Sie die Zehennägel gerade und nicht rund, um das Einwachsen der Nägel zu vermeiden. Um Verletzungen und Infektionen zu vermeiden, sollten zur selbstständigen Nagelpflege keine scharfen Gegenstände wie Scheren oder Nagelknipser verwendet werden. Stattdessen sollten spezielle Nagelfeilen oder Bimsstein eingesetzt werden.

Hornhautpflege

Das selbstständige Entfernen von Hornhaut empfehle ich nicht, da eine grosse Verletzungsgefahr besteht. Lassen Sie die Hornhaut regelmässig professionell durch eine Podologin/ einen Podologen entfernen, um eine Druckentlastung zu erreichen. Tägliches Eincremen mit einer Urea-haltigen Creme wirkt der Hornhautbildung entgegen und hilft zudem, die Elastizität der Haut zu erhalten.

Vorsichtsmassnahmen

Fusspilz vermeiden, respektive rechtzeitig erkennen

Die typischen Symptome für Fusspilz sind Juckreiz, Schuppung, Rötung und manchmal auch Bläschen. Achtung: Ein Sensibilitätsverlust kaschiert den Juckreiz und auch Rötungen und andere Entzündungszeichen können gehemmt ausfallen. Zwischen den Zehen weist vor allem mazerierte (aufgeweichte, Feuchtigkeit absondernde) Haut auf einen Fusspilz hin.

Schützen Sie Ihre Füsse – Meine Tipps zur Fusspilzprävention

Das Schwitzen in Schuhen vermeiden: Nicht zu lange in geschlossenen, nicht atmungsaktiven Schuhen sein

Socken aus Naturmaterialien tragen

Die Füsse und Zehenzwischenräume immer gut abtrocknen

Füsse pflegen, so dass keine Risse entstehen können.

Socken und Handtücher bei mindestens 60 Grad waschen und täglich wechseln. Für die Füsse verwenden Sie am besten ein eigenes, separates Handtuch.

Bei Verdacht auf Fusspilz kontaktieren Sie bitte frühzeitig Ihre behandelnde Ärztin, Ihren behandelnden Arzt.

Die für Sie optimalen Schuhe tragen

Um Verletzungen und Druckstellen zu verhindern, empfehle ich, adäquates Schuhwerk zu tragen. Dabei ist besonderes Augenmerk auf die Grösse und Breite der Schuhe zu legen. Ich beobachte, dass etwa 75% meiner Kunden zu kleines Schuhwerk tragen. Die Schuhe sollen genügend breit und lang sein. Im vorderen Bereich des Schuhs muss der Fuss beim Stehen noch mind. 1 cm Platz zum vorderen Rand haben. Innensohlen dürfen nicht lose sein oder Falten bilden.

Der Schuh sollte, bevor dieser angezogen wird, unbedingt auf Fremdkörper oder Unebenheiten im Schuh und Abnutzungen kontrolliert werden. Bereits ein kleines Steinchen kann den Fuss bei längerem Gehen unbemerkt verletzen.

Besonders Patient*innen mit einem Sensibilitätsverlust sollten ihre Schuhe regelmässig von einer Fachperson (zum Beispiel Podologin/Podologe resp. Orthopädie Schuhmacherin/-Schumacher oder Orthopädie Technikerin/-Techniker) kontrollieren lassen, so kann rechtzeitig einer Entwicklung von Druckulzera vorgebeugt werden.

Socken

Socken sollen täglich gewechselt werden und rundum passen (keine groben Nähte sowie nicht zu enge Socken) Am besten eignen sich weisse Socken aus atmungsaktiven Materialien wie Baumwolle oder Bambus, damit Exsudat schneller erkennt werden kann. Wollsocken und Nylonstrümpfe sind für Diabetiker nicht zu empfehlen.

Wichtige Vorsichtsmassnahmen für Diabetiker: So schützen Sie Ihre Füsse

  • Vermeiden von Hitze und Kälte: Diabetiker*innen sollten ihre Füsse vor extremer Hitze und Kälte schützen. Sie sollten weder Wärmeflaschen, Heizkissen, noch einen Föhn verwenden. Zugleich sollte im Winter ein Unterkühlen der Füsse vermieden werden.
  • Schere, “Nagelknipser”, Hornhauthobel: Um Verletzungen zu vermeiden, sollten diese Werkzeuge ausschliesslich von Fachpersonen zur Behandlung an Ihren Füssen verwendet werden.
  • Barfusslaufen: Das Barfusslaufen kann zu Verletzungen und Infektionen führen. Schützen Sie Ihre Füsse und tragen Sie gut passendes Schuhwerk, das idealerweise orthopädisch angepasst ist, um Reibungen, Druckstellen, Schmerzen und/oder Wunden zu vermeiden.
  • Blasen- und Hühneraugenpflaster: Verwenden Sie keine Blasen- und Hühneraugenpflaster, da diese zu Komplikationen führen können. Melden Sie sich beim Auftreten einer Blase oder eines Hühnerauges stattdessen bei einer medizinischen Fachperson, um dies fachgerecht behandeln zu lassen.
  • Falsches Schuhwerk: weder Plastikfinken noch zu kleine, zu spitze oder zu enge Schuhe anziehen.
  • Nicht barfuss in Schuhe steigen: Das Tragen von Socken in Schuhen kann Blasen verhindern.

Wir danken Frau Anic Malgaroli für diesen spannenden Blogbeitrag mit Ihrer Expertise, vielen wertvollen Tipps und Einblicken in Ihr Fachgebiet.

Ihr Apotheke Wyss Team

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