Leckereien aus der Apotheke

Geschrieben von Barbara Göring am 13. Dezember 2022

Apotheke Wyss | Ernährung

Marzipan als Medikament

Nicht nur Medikamente sind für eine gute Gesundheit zuträglich – auch gutes Essen und Gewürze selbst haben einen positiven Effekt auf das Wohlbefinden. Marzipan wurde zeitweise sogar als Medikament eingesetzt. Wie so oft – auf die Menge kommt es an.

Backen Sie gerade Lebkuchen oder Zimtsterne?

Vielleicht erinnern Sie sich, dass man die „Weihnachtsgewürze“ noch vor wenigen Jahren in der Apotheke kaufte – oder Sie sind so jung, dass Sie sich darüber wundern.

Panforte aus der Apotheke in Siena

Auch ich, Barbara Göring, hatte mich als Studentin gewundert, dass man in Siena ein Gebäck mit kandierten Früchten, Gewürzen und Honig in der Apotheke kaufen kann. Den Panforte lernte ich kennen, als ich in den Semesterferien einen Sprachaufenthalt in Siena machte.

Die Geschichte der Weihnachtsgewürze

Werfen wir doch vorerst einen Blick auf die für uns typischen Weihnachtsgewürze: Sie haben im doppelten Sinn einen langen Weg hinter sich. Zimt, Kardamom, Muskatnuss, Pfeffer, Gewürznelken und die Mischungen davon für Birnenbrot oder Lebkuchen stammen aus dem arabischen Raum, sind in Madagaskar, Indien oder Nordafrika heimisch. Schon um das Jahr 800 nach Christus handelten die Araber mit Gewürzen, nutzten sie als Heilmittel und führten Apotheken. Dieses Wissen aus dem “Morgenland” wurde im Mittelalter in den mitteleuropäischen Klöstern gehütet und zum Teil weiterentwickelt. Wurde an Feiertagen zu üppig gegessen, konnten die ätherischen Öle und scharfen Inhaltsstoffe der fremdländischen Gewürze dem Magen Linderung verschaffen. Aber natürlich kam auch der Genuss nicht zu kurz!

Panforte aus Siena – eine Apothekererfindung

Wenn man sich einige Zeit in Siena aufhält, hat man häufig die Gelegenheit, den “echten” Panforte zu geniessen. Da beginnt allerdings das Problem. Es gibt grundsätzlich zwei Sorten des Gebäcks – hell und dunkel – und jeder Bäcker, Apotheker und vermutlich jede Nonna ist überzeugt, das einzig wahre Rezept zu hüten. Sicher ist, dass es sich um ein sehr lange haltbares, nahrhaftes und gut transportables Nahrungsmittel handelt. Ob die Senesi deshalb eine Schlacht gegen die Erzfeinde aus Florenz gewonnen hatten? Die kostbaren 17 Zutaten (17, die Zahl der Stadteile Sienas) waren für die Soldaten sicher unerschwinglich. Aber die Geschichte lässt sich so gut erzählen!

Wikipedia-Artikel über Panforte

Dunkler Panforte

Der dunkle Panforte wurde im Mittelalter übrigens nicht durch Schokolade dunkel! Die Melonen und weitere Früchte wurden mit Honig kandiert und färbten sich so. Zusammen mit Nüssen, Zimt, Kardamom, Nelken, Pfeffer und Muskatnuss erhält man den Panforte nero.

 

Weisser Panforte

Der weisse Panforte wurde zu Ehren der Königin Margherita di Savoia ab 1879 mit Zitronat verfeinert und mit Puderzucker bedeckt. Auch Zucker war eine fast unbezahlbare Kostbarkeit, die zu diesen Zeiten in der Apotheke gehandelt wurde!

 

Auf der Suche nach dem “echten” Rezept

Ich habe unzählige Varianten gefunden. Sicher ist, dass eine Oblate den Boden des Gebäcks bildet, kandierte Früchte (Melonen im Panforte nero, Zitronat im Panforte bianco), Nüsse und Honig hineingehören. Die Gewürzmischung braucht einige Zeit der Lagerung, damit sich der Geschmack entwickeln kann und der Genuss wird mit einem Gläschen Vin santo oder einem Weihnachtstee abgerundet.

Süsse Stabübergabe an meine geschätzte Kollegin

Die reichlich im Panforte enthaltenen Mandeln führen uns zu einem weiteren Genuss aus uralten Zeiten, über den Anita Zimmermann mehr zu berichten weiss.

Ich wünsche Ihnen besinnliche Advents- und Weihnachtstage.

Barbara Göring

Apothekerin im Team der Apotheke Wyss

Als Marzipan noch von Apothekern hergestellt wurde

Geschrieben von Anita Zimmermann am 13. Dezember 2022
Apotheke Wyss | Ernährung

Marzipan hat seinen Ursprung im Orient und gelangte im Mittelalter durch die Araber nach Europa, wo es sich beim gehobenen europäischen Adel als Konfekt äusserster Beliebtheit erfreute. Der Sage nach soll er als Haremskonfekt in heutigen Iran erfunden worden sein. Wohl eine Erklärung, weshalb die Delikatesse zugleich als Potenzmittel, gegen Verstopfung und Blähungen gegessen wurde. Zu Beginn wurde die Leckerei zunächst wie andere Süsswaren exklusiv von Apothekern hergestellt.

Erst später von den Zuckerbäckereien entdeckt

Marzipan besteht aus zerkleinerten Mandeln, feinem Zucker und Rosenwasser. Mit der Zeit wurde die Süssigkeit von der Zuckerbäckerei entdeckt und für die kunstvolle Veredlung besonderer Torten genutzt. In der heutigen Zeit kauft man Marzipan nicht mehr in der Apotheke, sondern beim Grossverteiler – oder es wird selbst gemacht:

Es ist gar nicht so schwer, die einst wertvolle Köstlichkeit selber herzustellen. Man benötigt einfach fein geriebene, geschälte Mandeln, Puderzucker und Rosenwasser – je nach Rezept variieren die Mengen sowie die Vorgehensweise. Die Bestandteile werden schlussendlich zu einer homogenen, zähen Masse verknetet. Diese kann nun weiter verfeinert und auch zu Pralinen verarbeitet werden.

Der selbstgemachte Marzipan hält sich in Haushaltsfolie verpackt im Kühlschrank mindestens zwei Wochen. Falls die Masse zu fest geworden ist, kann sie mit etwas Wasser (und gegebenenfalls ein wenig Puderzucker) bis zur gewünschten Konsistenz verknetet werden.

Dieser ganz besondere Genuss muss nicht zwangsläufig aus Mandeln gefertigt werden. Es können auch Haselnüsse oder Walnüsse anstelle der Mandeln verwendet werden. Die Weihnachtsbäckerei wird mit selbst gemachtem Marzipan ganz besonders gut. Ich persönlich wähle beim Backen der Zimtsterne diese Zutat zum Verzieren der Guetzli – anstelle der Glasur.

Ich wünsche Ihnen besinnliche, erholsame Advents- und Weihnachtstage – beste Gesundheit und alles Gute.

Anita Zimmermann

Pharma-Betriebsassistentin im Team der Apotheke Wyss

Historisches Faltblatt mit Panforte Rezept

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