Das Wunderwerk Darm
Geschrieben von Anita Zimmermann am 6. September 2022
Der Darm – unterschätzte Schwerarbeit
Tagtäglich im Einsatz, um uns mit Energie, Vitaminen und Botenstoffen zu versorgen. Der Darm liegt in unserer inneren Mitte und beeinflusst unser Leben und unseren Alltag mehr als uns oft bewusst ist. Eine gute Verdauung beginnt im Mund – und endet nach 1-3 Tagen auf dem stillen Örtchen.
Darm-know-how mit Entwicklungspotenzial
Wenn wir bedenken, dass die Menschheit bereits zum Mond und mit Sonnenkraft um die Welt geflogen oder bis zum Grund des Mariengrabens getaucht ist, ist es doch erstaunlich, wie wenig wir über unseren Darm wissen. Erst seit einigen Jahren lernt die Wissenschaft nach und nach, das Wunderwerk Darm zu entschlüsseln. Und wir haben noch lange nicht alle Rätsel gelöst.
In unserem Darm, der mit all seinen Darmzotten und -Falten eine Fläche von gut 40 m2 hat, wird tagtäglich unsere Nahrung in ihre Grundsubstanzen aufgespalten. Enzyme und unser Darmmikrobiom mit seinen etwa 10-100 Billionen Bakterien machen aus Spaghetti, Salat oder Kuchen die Nährstoffe, die wir für unseren Alltag benötigen.
Seit einigen Jahren nun wissen wir, dass dasselbe Mikrobiom mehr als 30 Hormone produziert. Das Bekannteste ist wohl Serotonin, welches zu 90% im Darm gebildet wird – die berühmten «Schmetterlinge im Bauch» als Glückgefühl sind also mehr als nur eine Redewendung.
«Darm-Hirn-Achse» im Fokus der Wissenschaft
Zurzeit forscht die Wissenschaft intensiv an diesem Thema. Was wir umgangssprachlich als «Bauchgefühl» betiteln, entpuppt sich immer mehr als aktive Kommunikation, wobei die Inputs zum grössten Teil vom Bauch ans Hirn gehen, seltener umgekehrt.
Ein weiteres Sprichwort besagt «Du bist, was Du isst»: Unsere tägliche Ernährung beeinflusst direkt die Zusammensetzung der etwa 100-200 verschiedenen Bakterienarten im Darm. Durch eine ausgewogene Nahrung mit frischen Lebensmitteln, viel Ballast- und Bitterstoffen sowie ausreichend Flüssigkeitszufuhr werden diejenigen Bakterienstämme genährt, welche uns guttun und sogar einen Einfluss auf unser Körpergewicht haben. Leider lassen aber verarbeitete Esswaren oder Süssigkeiten mit viel raffiniertem Zucker eher solche Bakterien wachsen, die unsere Verdauung strapazieren.
Der Darm – Zentrum Ihrer Immunabwehr
Was immer unser Darmmikrobiom aus dem Gleichgewicht bringt – die Auswirkungen sind direkt spürbar durch Verdauungsbeschwerden oder indirekt durch ein geschwächtes Immunsystem (70% unserer Immunabwehr befindet sich im Darm).
Im Alltag, während unseren Beratungen vor Ort, ist die Verdauung oft ein Thema – von Magenbrennen bis hin zu Verstopfung, von Blähungen bis zu Reisedurchfall.
Die Apotheke Wyss Tipps für Ihr gutes «Bauchgefühl»:
Startpunkt Mund
Die Verdauung beginnt im Mund. Gutes Kauen erleichtert den gesamten nachfolgenden Prozess der Aufspaltung in Nährstoffe.
Slow down
Lassen Sie sich Zeit. Hastiges Verspeisen und schnelles Herunterschlingen des Essens verhindern ein gutes Verdauen. Der Körper ist durch diesen Stress im aktiv-Modus (sinnbildlich «auf der Flucht vor dem Säbelzahntiger») und beginnt gar nicht richtig mit dem Verwerten der Speisen.
Rohkost ja – aber
Bitte nicht im Übermass. Rohkost ist gesund, da faser- und vitaminreich. Doch einige Nährstoffe sind für den Körper nicht verwertbar. Auch ein Zuviel an Ballaststoffen kann einen Darm, der sich das nicht gewohnt ist, überfordern.
Abends nicht zu spät
Ab etwa 18.00 Uhr gehen die Verdauungssäfte und -Enzyme langsam «schlafen». Meistens wäre da jedoch die Zeit, für ein ausgiebiges Festmahl mit Familie oder Freunden. Damit dies nicht auf den Magen schlägt, empfiehlt es sich, nicht Rohkost und nicht allzu grosse Portionen zu verzehren. Ansonsten laufen wir Gefahr, dass die Nahrung im Darm liegenbleibt und sich Gärungsprozesse bilden. Blähungen sind dann oft ein Merkmal davon – bis hin zu schlechtem Schlaf. Generell gilt: Nicht zu spät und nicht zu üppig.
Ballaststoffreich ernähren
Dadurch hat der Darm Fasern, welche er vorwärtsstossen kann, ihm Volumen geben und gleichzeitig als Nahrung für unser Mikrobiom dienen. Inulin, ein bekannter Faserstoff, ist zugleich ein Präbioticum.
(Präbiotika sind Substanzen, die den Mikroorganismen als Nahrungsquelle dienen und die Entwicklung der nützlichen Bakterien des Mikrobioms selektiv stimulieren. Es handelt sich meist um Fasern (Polysaccharide) oder um kurze Zuckerketten (Oligosaccharide)).
Ausreichend trinken
Der Darm ist im Normalfall mit 9 Litern Wasser gefüllt. Führen wir tagsüber nicht genügend Flüssigkeit zu, holt sich der Körper dort Wasser, welches schlussendlich in der Verdauung fehlt. Oftmals ist Verstopfung eine Folge davon.
Nicht zum Essen trinken
Während des Essens verdünnen wir die Verdauungssäfte durch eine zu intensive Flüssigkeitszufuhr. Besser ist es bei einer Verdauungsschwäche zwischen den Mahlzeiten zu trinken.
Auf Bitterstoffe achten
Die in Lebensmittel immer seltener vorkommenden Bitterstoffe regen die Leber- und Gallentätigkeit an, was wiederum dem Darm hilft, die Nahrung besser aufzuspalten sowie als Taktgeber unterstützend zu wirken.
Antibiotika
Bei der Einnahme von Antibiotika auch an das Darmmikrobiom denken: So hilfreich bei einem bakteriellen Infekt der Einsatz von einem Antibiotikum auch ist, so störend wirkt sich diese Therapie auf die Darmflora aus. Falls möglich, bereits während der Behandlung ein probiotisches Präparat einnehmen, spätestens nach Beenden des Antibiotikums.
(Als Probiotika bezeichnet man lebende, allenfalls gefriergetrocknete Mikroorganismen, die, wenn sie in ausreichender Menge aufgenommen werden, eine gesundheitsfördernde Wirkung haben).
Gerade im Bereich der Probiotica kommen immer mehr Produkte auf den Markt. Sie unterscheiden sich in der Zusammensetzung bezüglich Bakterienstämme, sowie den enthaltenen Zusätzen wie Vitamine, Präbiotica oder galenischen Formen.
Gerne beraten wir Sie persönlich vor Ort in Baden und Dättwil – Ihre Gesundheit liegt uns am Herzen.
Ihr Apotheke Wyss Team