Medikamente und Fahrtüchtigkeit: Schützen Sie sich und andere

Geschrieben von Anita Zimmermann am 14. Januar 2025

Jugendliche | Reisende | Senioren

Quälen Sie gerade akute Kopfschmerzen oder läuft die Nase unerbittlich? Oft greift man in solchen Fällen zu Produkten aus dem Vorrat seiner privaten Hausapotheke. Dabei vergisst man jedoch häufig, dass Medikamente auch Nebenwirkungen auslösen können.

Krank ist niemand gerne – oft stehen wichtige Termine oder Pendenzen an und man versucht, trotz Erkältung oder Hexenschuss das Alltagsprogramm zu bewältigen. Bereits die durch eine Erkältung verursachte Müdigkeit kann die Fahrtüchtigkeit erheblich einschränken. Kommen zusätzlich Medikamente mit einem sedierenden Effekt hinzu, wird es schnell gefährlich im Strassenverkehr.

Pillen und Pedal: Ein riskanter Mix

Gemäss Verkehrsregeln Verordnung (Artikel 2, Abschnitt 1) ist die Ausgangslage klar: «Wer wegen Übermüdung, Einwirkung von Alkohol, Arznei- oder Betäubungsmitteln oder aus einem anderen Grund nicht fahrfähig ist, darf kein Fahrzeug führen.»

Die Verantwortung, in fahrunfähigem Zustand kein Fahrzeug zu lenken, liegt somit in gewissen Punkten (zum Beispiel eigene Einschätzung der Müdigkeit) bei jedem Fahrzeuglenkenden selbst. Bezüglich der Einnahme von Heilmitteln empfiehlt es sich jedoch, rechtzeitig in der Apotheke nachzufragen. Oftmals wird – gerade bei rezeptfrei erhältlichen Präparaten – deren mögliche Negativwirkung auf das Fahrverhalten unterschätzt.

Medikamente: Nicht immer die besten Mitfahrenden

Einige Präparate beeinflussen die Reaktionsfähigkeit, andere Produkte haben einen Einfluss auf das Sehvermögen, erhöhen durch einen müd machenden Effekt oder die Reduktion der Konzentrationsfähigkeit das Unfallrisiko. Wird ein müde machendes Arzneimittel zusammen mit Alkohol konsumiert, steigt das Risiko im Strassenverkehr nicht angemessen reagieren zu können, um ein Vielfaches. Aktuell sind etwa 3500 Medikamente in der Schweiz im Handel, welche auf die Fahrtüchtigkeit am Steuer einen Einfluss haben können.

Risikofaktoren: Die folgenden Arzneimittel können Ihre Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen

Produkte, die beruhigen, entspannen oder gezielt müde machen, beeinträchtigen Ihr Fahrverhalten und sollten vorzugsweise vor dem Schlafengehen eingenommen werden. Je nach Verarbeitung und persönlicher Reaktion können pflanzliche Produkte ebenfalls die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen.

Durch den entspannenden Effekt auf die Muskulatur
wird die Reaktionsfähigkeit stark reduziert.

Einige Kombinationsprodukte enthalten Wirkstoffe, die müde machen und deshalb eher abends oder nur tagsüber bei möglicher Bettruhe zur Einnahme empfohlen sind.

Produkte gegen Allergien können einen sedierenden Effekt haben. Je nach Wirkstoff ist dieser zeitlich limitiert, so dass durch eine abendliche Einnahme am Folgetag die gewünschte antiallergische Wirkung anhält, jedoch die Nebenwirkung bereits abgeklungen ist.

Augentropfen: Einige Wirkstoffe in haben einen Effekt auf die Pupille und verhindern so ein gezieltes Fokussieren und können die Sicht beeinträchtigen. Zusätzlich steigt das Risiko von Blendung durch Tageslicht. Beides suboptimal beim Lenken eines Fahrzeuges.
Augensalben: Können durch die dickliche Konsistenz die Sicht trüben.

Stimulanzien können kurzfristig fit machen – die Müdigkeit kann danach jedoch umso heftiger auftreten. Zudem haben solche Substanzen oftmals einen Einfluss auf die persönliche Risikoeinschätzung, was das Fahrverhalten ebenfalls negativ beeinträchtigen kann.

Sei es als Hustenmittel oder als Ergänzung in einem Schmerzmittel: Diese Substanz wirkt zentral dämpfend auf das Gehirn und kann unter anderem Müdigkeit verursachen.

Starke Schmerzmittel aus der Gruppe der Opiate wirken auf das zentrale Nervensystem und haben einen direkten Einfluss auf Ihre Konzentration und Fahrtüchtigkeit.

Auch klassische NSAR-Produkte (NSAR = nicht steroidale Entzündungshemmer/Antirheumatika), wie beispielsweise Ibuprofen, können als unerwünschte Nebenwirkung Müdigkeit verursachen.

Ein akuter Migräneanfall, besonders wenn er von Sehstörungen und/oder Lichtempfindlichkeit begleitet wird, kann die Fahrtauglichkeit beeinträchtigen. Einige Produkte können zusätzlich, als unerwünschte Nebenwirkung, Schwindel oder Müdigkeit auslösen, was sich negativ auf das Fahrverhalten auswirken kann.

Besonders zu Beginn einer Therapie sowie bei einer Anpassung der Wirkstärke können unerwünschte Nebenwirkungen wie Schwindel, Sehstörungen oder Konzentrationsschwierigkeiten die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen.

Diese Produkte werden in der Schmerztherapie wie auch bei psychischen Beschwerden eingesetzt und können speziell zu Beginn oder bei einer Anpassung der Therapie einen Einfluss auf die Fahrtüchtigkeit haben.

Die Erkrankung schränkt je nach Krankheitsbild bereits die Fahrtüchtigkeit ein – hinzu kommen die Nebenwirkungen der Therapeutika, welche zusätzlich Einfluss nehmen können.

Eine Unterzuckerung: zum Beispiel durch eine falsche Dosis Insulin oder eine vergessene Mahlzeit – kann sich gefährlich im Strassenverkehr auswirken. Die Zielgruppe der Diabetiker wird aus diesem Grund, mit klaren Vorgaben, vom Strassenverkehrsamt spezifisch eingeteilt.

Insbesondere wenn eine Therapie gegen hohen Blutdruck neu eingestellt oder angepasst werden muss, kann es zu Nebenwirkungen wie Schwindel kommen, was eine Einschränkung der Fahrtüchtigkeit zur Folge haben kann.

Medikamente und Fahrtüchtigkeit: 8 Stunden Pause!

Idealerweise wird bei den meisten Präparaten mindestens 8 Stunden nach der letzten Einnahme eines die Fahrtüchtigkeit beeinflussenden Arzneimittels auf das Lenken eines Fahrzeuges (das beinhaltet Fahrräder, Roller, Autos etc.) verzichtet. In vielen Fällen kann nach der Einstellungsphase eines Medikamentes wieder aktiv am Strassenverkehr teilgenommen werden, da die Nebenwirkungen mit der Zeit weniger werden. Es wird empfohlen, diesbezüglich mit einer Fachperson Rücksprache zu nehmen.

Risikomanagement im Alltag

Bei einigen Berufen wie Fahrer*in oder Pilot*in gelten strengere Vorschriften in Bezug auf die Einnahme von Arzneimitteln. Das hat seinen guten Grund: Medikamente können die Reaktionsfähigkeit, das Sehvermögen und das allgemeine Wohlbefinden beeinflussen und so ein erhöhtes Unfallrisiko darstellen.

Natürlich sollte es auch unterlassen werden, gefährliche Maschinen während einer entsprechenden Therapie zu bedienen oder Haushaltsarbeiten in schwindelerregender Höhe auszuführen, weil dadurch grundsätzlich das Unfallrisiko erhöht wird.

Für Ihre eigene Sicherheit empfiehlt es sich, lieber zu früh als zu spät auf den öffentlichen Verkehr oder einen Fahrdienst umzusteigen als unnötige Risiken einzugehen.

In einem umgekehrten Fall, wie zum Beispiel bei Epilepsie, kann durch eine effektive, konstant durchgeführte medikamentöse Therapie und enger Betreuung durch den Arzt erst wieder die Fahrtauglichkeit hergestellt werden. Es gibt somit auch Situationen, in denen Medikamente am Steuer erwünscht und notwendig sind.

Neben den oben beschriebenen medikamentenbedingten Auswirkungen gibt es zum Thema «Gesundheit und Risiken am Steuer» noch folgende Punkte zu bedenken:

  • Bei Nackenbeschwerden ist oftmals der viel zitierte «Seitenblick» nicht mehr möglich, weil dieser genau die durch den Schmerz blockierte Bewegung benötigen würde.
  • Konnte man nachts zum Beispiel aufgrund eines Hustenreizes nicht gut schlafen, ist morgens die Gefahr von Übermüdung gross und das Unfallrisiko kann steigen.
  • In der Heuschnupfensaison ist Niesen eine oft unterschätzte Unfallursache. Hier empfiehlt sich eine gute Prophylaxe bis hin zu einer effektiven Therapie.

Falls Sie unsicher sind bezüglich Ihrer Medikation und deren Auswirkung auf Ihre Fahrtüchtigkeit – wir beraten Sie gerne individuell und persönlich vor Ort an unseren beiden Standorten in Baden und Dättwil.

Ihre Gesundheit liegt uns am Herzen. Erst recht, wenn Sie unterwegs sind.

Ihr Apotheke Wyss Team

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